Westfalia Scherlebeck 2 gg. DSC Wanne-Eickel 17:20 (13:6)
Beim unerwartet spannenden Spiel gegen die Tabellenkellerkinder aus Herten spielen die Wanner mal wieder eine desolate erste Hälfte und drehen das Spiel mit Glück aber auch mit Können zu ihren Gunsten.
15:3 Punkte. Eine einzige (knappe) Niederlage gegen den Hauptkonkurrenten. Sieben Siege. So liest sich die Erfolgsbilanz des DSC Wanne-Eickel nach dem Abstieg aus der Kreisliga. Was zu einer schwierigen Saison zu werden drohte, hat sich mittlerweile zu einer recht spaßigen Angelegenheit entwickelt.
Nach dem ausgefallenen Spiel gegen die Mannschaft der HSG Hattingen-Sprockhövel in der letzten Woche stand nun ein Gegner aus den unteren Gefilden auf dem Programm. Dennoch war Vorsicht geboten! Die Westfalia aus Scherlebeck konnte die letzten beiden Partien gewinnen und wollte ihren extremen Aufwärtstrend vor heimischer Kulisse bestätigen.
Der DSC hingegen reiste so an, wie er es nunmal macht: Einige Spieler sagten recht kurzfristig krankheitsbedingt ab, mehrere Teammitglieder kamen zu spät oder hatten gesundheitlich nicht unbedingt ihren besten Tag erwischt. Vermutlich war auch etwas Alkohol im Spiel.
Der Start in die Partie war daher denkbar schlecht. Unfreiwillig witzig stotterte die Mannschaft des DSC durch die Halle der Rosa-Parks-Gesamtschule. Die Scherlebecker konnten ihren zugegebenermaßen eingespielten Streifen quasi ohne Gegenwehr abspielen und meist frei aufs Tor werfen.
Und auch hinten hatte es die Heimmannschaft leicht. Der DSC zeigte in Hälfte eins gerade im Angriff seine wohl schlechteste Saisonleistung, mit wenig Bewegung im Aufbauspiel und noch weniger Zug zum Tor. So war es kaum verwunderlich, eher glücklich, dass der Halbzeitstand mit 13:6 nur wenige Chancen auf Punkte zuließ.
Dementsprechend war die Stimmung zur Halbzeit… sehr mittelmäßig. Doch zeigte sich hier auch die große Stärke des DSC im Jahr 2023. Hatte man sich im Spiel noch gegenseitig die Schuld zugetragen, raufte sich die Truppe nun zusammen und schwor sich ein zumindest noch an den Sieg zu glauben und alles zu geben.
Interimsspielertrainer Jan Hackerts fand dabei die richtige Strategie und forderte mehr Bewegung von seinen Jungs, mehr Aggressivität und vor allem Herzblut. Und wie es der DSC nunmal so macht, lieferte er in Hälfte Zwei richtig ab.
Mit dem Anpfiff war direkt klar, dass Scherlebeck das Spiel nur noch langsam runterspielen wollte. Es war fast, als hätten die Mannschaften die Trikots getauscht. Plötzlich gaben die Wanner den Ton an, spielten teils unfassbar auf und packten endlich auch in der Abwehr beherzt, aber fair zu.
Der Gegner sah sich völlig überrumpelt und fand gerade im Angriff keine Lösungen mehr. 16 Minuten lang verbarrikadierte der DSC das eigene Tor und konnte nach 52. Minuten erstmals das Ergebnis glätten. Es glich einem Wunder, wie einfach plötzlich die einstudierten Abläufe funktionierten und wie gut man in der Abwehr zusammenarbeitete.
Spätestens mit Michael Sauerhoffs gekonntem Treffer von gefühlt sehr weit Außen zum 17:19 in der 57. Minute war die Messe gelesen. Hatten sich die Heimfans in der ersten Halbzeit noch den Bauch vor Lachen gehalten, so verdeckten sie nun ihre Augen vor Scham.
Was war passiert? Keine Ahnung! Der DSC bewegt sich zurzeit irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn. Nicht auszumalen, wohin die Reise führen könnte, wenn man vernünftig und regelmäßig trainieren würde und sich an die vereinbarten Vorgaben hielte. Aber das war nach dem Sieg natürlich zweitrangig.
Wie ein Pokalfinale feierte die Mannschaft den Erfolg in der Kabine und genehmigte sich den wohlverdienten Tropfen Heineken (*unbezahlte Werbung). Scherlebeck erwies sich dabei als sehr fair, war aber natürlich trotzdem enttäuscht. Dennoch war die Leistung des Gegners beachtlich und zeigte mal wieder, dass in dieser verrückten Kreisklasse keine Mannschaft als Favorit in ein Spiel geht.
Außer vielleicht der DSC. Die nächste desolate erste Halbzeit gibt es schon am kommenden Sonntag, endlich Mal wieder im heimischen Sportpark. Anwurf ist um 11:15 Uhr.
Motoc, L. Hensen; Sauerhoff (1), N. Hensen (1), Hackerts, Hippe (4), Dietrich (5), Klostermann, Reynoss (4), Wanczura (3), Gawlick (2)